KÖ12 bei Brecht: Die unwürdige Greisin

KÖ12 bei Brecht: Die unwürdige Greisin

In der „unwürdigen Greisin“ beschreibt Brecht das Leben seiner Großmutter, einer rechtschaffenen Frau, die für Mann, Kinder und Angestellte zeitlebens klaglos gesorgt hat. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie nicht – wie erwartet wurde – zu ihren Kindern, sondern blieb mit 72 Jahren allein in dem großen alten Haus wohnen. Sie ging ins Kino und zum Essen in ein Gasthaus und entdeckte im Alter von 72 Jahren den Reiz des unabhängigen selbstbestimmten Lebens…

Die Künstlergruppe KÖ12 hat ihren Stammsitz in Buckow und die Ausstellung ist eine Referenz an das Buckower Brecht-Weigel-Haus.

Die Ansätze sind so unterschiedlich wie die Arbeitsweisen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler. Die Mischung macht den Reiz der Ausstellung aus. Es sind Annäherungen an das Thema und der Betrachter mag sich auf seine Weise damit auseinandersetzen.

Christine Pfundt, Keramikerin aus Buckow und Mitbegründerin der Gruppe, zeigt stilisierte Kleinplastiken, aus deren Köpfen Zweige wachsen: „Freigewachsen“.

Heidimarie Wolf hat sich direkt in ihren Monotypie-Rollbildern von einzelnen Textstellen inspirieren lassen: „man hört, man hört“ und „es geht das Gerücht“.

Sigrid Münter ebenfalls. Sie verwendet den Text als Bildgrund, versehen mit knappen Kommentaren und collagiert mit einem Altersfoto der Künstlerin Käthe Kollwitz.

Hanne Pluns lässt mit den Acrylbildern „Brecht im Gespräch“ den Meister selbst reden.

Karin Lischke schneidet aus einem gemaserten Holzdruck das Profil eines Kopfes heraus: Synonym für ein zweites Leben mit klaren Konturen.

Auch Jörg Hannemann ist auf das Gesicht focussiert. In seinen Fotoinszenierungen bringt das transvestitische Element ungeahnten Schwung und eine fast schon religiöse Transzendenz – eindeutig der Clou der Ausstellung.

Dorothée Irene Müller thematisiert in ihren umrisshaften Holzschnitten die Familie; Vorlage sind ihr die bekannten Goldene-Hochzeits-Fotos der Großfamilien.

Kerstin Studt kombiniert in ihrer Serie „ungeahnt“ Malstrukturen mit fotografischen Elementen und Beate Seelig nennt ihre in grauen Tönen gestufte Aquarellserie „Die Begleiterin“.

Karla Bilang